Leitsätze – Leitbild

Unsere Leitsätze

Kirche für dich

  1. Wir vertrauen auf Gott, der sich uns in Jesus Christus zuwendet.
  2. Du bist bei uns willkommen, so wie du bist, mit deinem Glauben und deinen Zweifeln, mit deiner Freude und mit deinen Sorgen.
  3. Wir reden von Christus so, dass es für dich verständlich und relevant wird.
  4. Du findest bei uns Gemeinschaft im Gebet und im Einsatz für eine gerechte Welt.
  5. Im gemeinsamen Feiern findest du Raum, um Gott zu erfahren.
  6. Wir begleiten dich an den Stationen deines Lebens.

Kirche für heute und morgen

Unsere Identität

Wir sind Teil der einen Kirche, die ihre Hoffnung auf Jesus Christus setzt. Die Botschaft der Bibel ist die Grundlage unseres Glaubens, die Quelle der Inspiration und eine ständige Herausforderung für unser Handeln.

Unser Auftrag

Christliche Kirche bezeugt öffentlich die Botschaft von Jesus Christus durch das, was sie sagt und tut. In traditionellen und zeitgenössischen Formen laden wir zum Glauben ein. Wir tun dies einerseits durch Verkündigung, Taufe und in der Feier des Abendmahls, andererseits verstehen wir es als Auftrag, zu heilen, zu versöhnen und uns für Gerechtigkeit, Frieden, die Würde der Mitmenschen und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Besonders die Leidenden bedürfen unserer Solidarität. Christlicher Glaube macht froh und verbindet mit anderen.

Unsere Werte

  • Die biblische Botschaft ist Richtschnur unseres Glaubens
  • Wir fühlen uns durch den Glauben an Jesus Christus miteinander verbunden
  • Wir sind in allem, was gelingen soll, auf Gottes Beistand angewiesen. Das ermutigt uns, unsere Aufgaben vertrauensvoll und froh anzugehen
  • In jedem Menschen sehen wir ein Geschöpf Gottes, unbesehen der kulturellen Prägung oder der sexuellen Orientierung
  • Wir vertrauen darauf, dass Gott unser Gebet hört
  • Wir kommunizieren unsere Botschaft so, dass sie für unsere Mitmenschen verständlich und relevant wird
  • Unser kirchliches Leben verbindet die Generationen
  • Männer und Frauen gestalten unsere Kirche auf allen Ebenen gleichberechtigt
  • Wir gehen freundschaftlich auf Menschen zu
  • Wir laden zur Mitarbeit ein
  • Wir begegnen Menschen anderen Glaubens mit Liebe und Respekt
  • Wir setzen uns für die Einheit der christlichen Kirche ein
  • Wir gehen verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen um
  • Unser Reichtum verpflichtet
  • Lokal und weltweit handeln wir solidarisch und partnerschaftlich
  • Wir stehen zu unseren Schwächen und glauben, dass Gott auch durch sie wirken kann

Unser Dienst

  •  Wir schaffen Raum für Glaubenserfahrungen
  • Wir fördern tragfähige und sinnstiftende Gemeinschaft
  • Wir vermitteln religiöses Wissen und christliche Tradition und machen sie versteh- und erlebbar
  • Wir feiern Gottesdienste in vielfältigen Formen
  • Wir feiern die Feste des Kirchenjahres gemeinsam
  • Wir pflegen die Gastfreundschaft
  • Wir dienen unseren Mitmenschen in all ihren Lebenslagen und begleiten sie an den Übergängen und in den Krisen ihres Lebens
  • Wir arbeiten an einer gerechten und solidarischen Welt

Unsere Arbeitsweise

  • Wir handeln im Rahmen der Ordnungen, die uns von der St. Galler Kantonalkirche und unserer Kirchgemeinde gesetzt sind
  • Ordinierte und Laien, Professionelle, Ehrenamtliche und Freiwillige gestalten das Gemeindeleben gemeinsam
  • Wir arbeiten begabungsorientiert
  • Wir verfolgen gemeinsame Ziele und Ziele gemeinsam
  • Die Gemeindeleitung erfolgt partnerschaftlich innerhalb der von der kirchlichen Basis gewählten Behörden
  • Wir pflegen einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitenden auf allen Ebenen
  • Zur Erfüllung unseres Auftrags vernetzen wir uns mit kirchlichen, staatlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen und Organisationen
  • Wir reflektieren unsere Arbeit und sind bemüht, die Qualität unserer Dienste laufend zu verbessern
  • Wir arbeiten in allen Arbeitsgebieten sorgfältig und orientieren uns an vereinbarten Standards

Flyer Leitsätze


Leitbild

Kirche der Zukunft – Kirche mit Zukunft

Das unten aufgeführte Leitbild der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Rapperswil-Jona entstand als Ergebnis des Prozesses «Kirche 2000» in Arbeitsgruppen und in der Kirchenvorsteherschaft. Ein neues Leitbild ist in Bearbeitung und wird nach Fertigstellung hier abgedruckt.

 

Das Mastkreuz als Mitte

Ohne ihren Herrn wäre die christliche Gemeinde wie ein Segelschiff ohne Mast. Unsichtbar gegenwärtig, ermöglicht Jesus Christus die Fahrt.

Wir sind zusammen auf der gleichen Fahrt. Als zufällig zusammengewürfelte Gesellschaft? Nein. Die christliche Gemeinde lebt von einem Ruf, der von Jesus Christus ausgeht. Ihm verdanken wir eine Botschaft, die wir uns nicht selber geben können: das Evangelium, die gute Nachricht von der Liebe Gottes zu den Menschen. Weil er uns zeigt, dass wir von Gott geliebt sind, können wir uns annehmen und uns um die andern kümmern. So ist Jesus Christus die unsichtbare Mitte der Gemeinde. Auf ihn richten wir unser Leben aus. Aus ihm schöpfen wir die Kraft, den Alltag zu meistern. Von ihm kommt unser Zusammenhalt. Wir sind eine Gemeinschaft, die im Vertrauen auf Jesus Christus gegründet ist. Wir können sie nicht schaffen, nur empfangen und gestalten, auch und gerade als Kirche der Zukunft. Aber wie?


Feiern an Bord

Der Gottesdienst ist die Mitte des Gemeindelebens. Seine vielfältigen Formen entsprechen den Lebenssituationen der Menschen, die ihn besuchen.

Hören auf Gottes Wort ist keine passive Haltung. Indem wir die Verkündigung aufnehmen, bemühen wir uns um den lebendigen Ausdruck eines tragfähigen Glaubens. Das kann in jeder unserer Begegnungen, in jedem unserer Gespräche geschehen, geht es dabei nicht oft um das Warum und das Wie des Lebens? Quellort der Kraft ist aber vorwiegend der Gottesdienst, wo wir in Gesang und Gebet das Leben feiern und uns in der Anbetung Gottes verbunden fühlen.

So bildet das gottesdienstliche Feiern auch in der Kirche der Zukunft das Herz des Gemeindelebens.Nebst den traditionellen Festtags- und Sonntagmorgengottesdiensten sowie den Kasualgottesdiensten (Abdankungen und Trauungen) haben sich in den letzten Jahren besondere Gottesdienste eingebürgert; sie zählen mittlerweile zum geschätzten und unverzichtbaren Bestandteil des Angebots.

Vieles ist hier zu nennen: die Christnachtgottesdienste der Neujahrsgottesdienst mit Wort und Musik, liturgische Feiern zum Kirchenjahr, die Chinderchile, Schülergottesdienste und verschiedene Familiengottesdienste. Aus dem «Praise Meeting» ist seit 2005 die Gospelkirche Jona entstanden, die mit zeitgenössischer Musik und unkonventionellen Liturgien viele Menschen anspricht. Die Gospelweihnacht und der Gottesdienst am Blues- und Jazz-Festival sind nicht mehr wegzudenken. Schliesslich gehören ökumenische Gottesdienste fest zum Jahreslauf. Zu erwähnen sind die eucharistische Gastfreundschaft in Jona, der ökumenische Kreuzweg, der gemeinsame Bettagsgottesdienst oder der ökumenische Gottesdienst mit katholisch Kempraten.

Dieses Angebot soll weiter vertieft werden. Eine besondere Rolle kommt der Kirchenmusik zu, die in verschiedenen kulturellen Prägungen im Dienst des Evangeliums steht.


Geborgen auf hoher See

Kirche ereignet sich in einer Vielzahl von Gruppen. Die persönliche Begegnung schafft Heimat und setzt Kräfte frei.

Geborgenheit ist ein Grundbedürfnis. Sie wird uns durch die Botschaft von Gottes Liebe geschenkt, die unserem Leben Halt und Sinn gibt. Doch Sich-beschenkenlassen ist nicht alles: Wir geben auch, vertrauen einander und üben als Kreis verständnisvoller, offener Menschen eine Solidarität, in der sich kirchliche und christliche Beheimatung vertieft. Nicht nur gottesdienstliche Feiern, auch gesellige Anlässe schaffen einen Rahmen, in dem gegenseitiges Vertrauen wachsen kann. Weiter lernen wir miteinander und aneinander im Austausch von Erfahrungen und Wissen. In verschiedenen Lebenssituationen kommt es zum Zusammenschluss von Menschen, die einander helfen, ein Stück Alltag gemeinsam zu tragen. Miteinander feiern, festen, lernen, leben: Das schafft Geborgenheit.

Der Gelegenheiten sind viele: Treffpunkte der Erwachsenen sind neben erwachsenenbildnerischen Abendveranstaltungen auch die Weihnachtsfeier für Alleinstehende, der Neujahrsapéro, der Kirchenkaffee, das Kirchenfrühstück, das Gemeindemittagessen, die Proben und Anlässe der Kantorei und des Gospelchors, die Gemeindeferien und Gemeindereisen, die Senioren- und Spielnachmittage, die Hauskreise, die Missionsgruppe und der Seniorenclub.

Angebote für  Jugendliche sind nebst Schulgottesdiensten verschiedene Gruppen und der CEVI (CVJM/CVJF). Für Kinder ab vier Jahren besteht ein regelmässiges Sonntagsschulangebot im Rahmen der Gospel-Kirche, das von einem engagierten Team betreut wird.

In der Kirche der Zukunft wird Geborgenheit weiterhin grossgeschrieben. Die Bildung von Frauen-, Männer- und Betroffenengruppen, eines «Club littéraire», einer offenen Jugendarbeit und die Pflege von Familienanlässen, Kirchentagen, Gottesdiensten im Freien sollen gefördert werden.


Ein Schiff mit vielen Decks

Die Gemeinde bietet Platz für Menschen verschiedenster Prägungen. Im Dialog versuchen sie, ihren Glauben zu finden und zu stärken.

Als Volkskirche steht die Kirchgemeinde Rapperswil-Jona auf dem biblischen Fundament. Gleichzeitig diversifiziert sie ihr Angebot nach den Erwartungen der verschiedenen Bevölkerungskreise. Sie will nicht zum Insider-Club verkommen, sondern allen einen Platz bieten, die bereit sind, dabeizusein und mitzumachen. So ist sie ein Schiff mit breitem Raum, offen für viele Menschen. Doch wie sieht der gegenseitige Umgang der Mitreisenden aus? Christliche Positionen sollen nicht autoritär vertreten, sondern im Disput der Meinungen und Argumente erarbeitet und erstritten werden. Wer die Aufgabe wahrnimmt, Menschen auf vielfältige Weise mit der Botschaft Jesu zu konfrontieren und sie im Glauben zu stärken, weiss um die Widerstände, die daraus erwachsen können. Spannungen sind aber gerade vom christlichen Auftrag her auch in der Kirche der Zukunft auszuhalten.


An Land gehen

Wer glaubt, teilt mit, was ihn bewegt. Einzel- und Gruppengespräche vertiefen den Glauben und lassen geistliches Leben reifen.

Jede Christin, jeder Christ hat die Aufgabe, auf den lebendigen Christus zu verweisen. Dieses «Hinaus zu den Menschen»erfolgt zunächst über das persönliche Gespräch, über Freundschaft und Bekanntschaft, über Besuche und Begegnungen. Man weiss, dass der Zugang zu einem vertieften Glauben in gewissen Latenzphasen des Lebens (Pubertät, Adoleszenz, Tod eines nahen Menschen u.a.) durch den persönlichen Kontakt mit einer Bezugsperson wachsen kann. Eine christliche Erziehung ist dabei ein wichtiger «Nährboden» für die Glaubensfindung.

Aber es ist nicht nur Sache des Einzelnen, das Evangelium weiterzutragen. Die Kirchgemeinde sucht nach kreativen Formen, um die frohmachende Botschaft auch den Menschen nahezubringen, die sich von der Kirche entfremdet haben. Dazu gehören z.B.: Begegnungen mit christlich motivierten Persönlichkeiten und Gastgruppen, Vorträge und Referate über Lebens- und Glaubensfragen, Kirchentage in Zusammenarbeit mit ökumenischen Partnern.

Die Kirche der Zukunft will die Menschen auch zur Reflexion über Glaubens- und Lebensfragen anregen und sie zu einem vertieften Verständnis der christlichen Tradition und einer gereiften Spiritualität führen. Dies geschieht durch ein breites Angebot der kirchlichen Erwachsenenbildung. Dazu gehören Theologiekurse, Bibelabende, Elternkurse für religiöse Kindererziehung, Frauen- und Männergesprächskreise, Exkursionen und Bildungsreisen und Angebote für Menschen in Umbruchsituationen wie z.B. gesundheitlichen Krisen, Verlust des Arbeitsplatzes oder des Partners.


Auf Kurs bleiben

Die Kirche stellt sich den dringenden Fragen der Zeit und sucht auf dem Boden einer christlichen Ethik nach gültigen Antworten.

Neben der klassischen Verkündigung muss sich die Kirche, wo nötig, zu wichtigen Fragen des öffentlichen Lebens und des Zusammenlebens äussern, denn die Kirche lebt nicht neben der Gesellschaft, sondern in ihr und für sie, und die Positionen christlicher Ethik, die sie vertritt, sind für die Gesellschaft von Bedeutung.

Welche Themenfelder drängen sich in der öffentlichen Diskussion auf? Arbeitswelt, soziale Sicherheit, Ökologie, Medizin, Gentechnologie, Lebenssinn, neue religiöse Strömungen, Gefälle zwischen reichen und armen Ländern, Nationalismus und Rassismus stellen Fragen und rufen, morgen noch mehr als heute, nach gültigen Antworten. Welches sind die brauchbaren Lösungen, die Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung fördern?

Um christliche Werte in der Öffentlichkeit zu vertreten, wird unsere Kirchgemeinde die Zusammenarbeit mit bestehenden Gremien und Institutionen, die sich mit diesen Fragen beschäftigen, in Zukunft verstärken. Eigene Veranstaltungen werden ein- bis zweimal im Jahr zu einem aktuellen Thema organisiert. Mit andern Trägern – z.B. den katholischen Kirchgemeinden – wird ein Forum gegründet, das Veranstaltungen vorbereitet und durchführt; diese Anlässe richten sich an die gesamte Bevölkerung. Sie informieren aus christlicher Perspektive zu aktuellen, ethisch bedeutsamen Fragen und geben Gelegenheit, darüber öffentlich zu diskutieren.


Position markieren

Um ihre Anliegen allen einsichtig zu machen, nutzt die Kirche die verschiedensten Medien und fördert christlich inspirierte Kunst.

Vorträge und Debatten allein genügen nicht, um christliche Werte in der Öffentlichkeit zu vertreten. Unsere Kirchgemeinde wird den Public Relations vermehrt Beachtung schenken. Eine Gruppe von erprobten, kirchlich versierten Korrespondentinnen und Korrespondenten, welche die lokalen Medien mit gutem Text und Bildmaterial beliefert, wird aufgebaut. Es werden engere Kontakte zu den Redaktoren der verschiedenen Zeitungen und der Lokalradios geknüpft.

Vor allem ist ein gemeindeeigenes Publikationsorgan zu schaffen, das unser Informationsbedürfnis zeitgemäss und effizient erfüllt. Auf diese Weise können hohe Aktualität und Professionalität kostengünstig erzielt werden.

Position kann noch auf andere Weise bezogen werden. Viele beklagen die Zurückhaltung der reformierten Kirche auf künstlerischem Gebiet, besonders dort, wo es darum geht, mit Farben, Formen, Tönen und Bewegungen religiösen Inhalten Ausdruck zu verleihen. Nun gehört aber Kunst zu den ureigenen menschlichen Ausdrucksformen. In ihren verschiedenen Fassetten – Wort, Musik, Bild, Glasmalerei, Skulptur, Architektur, Theater, Film, Tanz, Oper – vermag Kunst den Menschen in seinen tiefsten Schichten anzusprechen und zu bewegen. Von ihrem Kommunikationsauftrag her kann die Kirche also auf Kunst nicht verzichten.

So wird die Kirche der Zukunft religiöse Kunst fördern und damit auch ihre Rolle als Kulturträgerin wahrnehmen, wohl wissend, dass die Kunst mit ihren zahlreichen Stilrichtungen immer umstritten sein wird. Es braucht Mut und Experimentierfreude, um die Menschen mit ungewohnten Bildern und Tönen anzusprechen. Wagen wir die Gratwanderung zwischen der Pflege des Bewährten und der Konfrontation mit Neuem!


Im ökumenischen Flottenverband

Am besten lernt man miteinander. Der Dialog mit anderen Konfessionen bringt neue Einsichten und eröffnet gemeinsame Handlungsfelder.

Als grenzüberschreitende Gemeinschaft nach aussen pflegt unsere Kirchgemeinde den ökumenischen Kontakt sowohl mit der Römisch-Katholischen Kirche als auch mit den ortsansässigen Freikirchen. Nicht Christus ist getrennt, sondern die Christenheit, die sich auf ihn beruft. Wir wollen gegenseitig voneinander lernen, Ressentiments aufarbeiten und Vorurteile abbauen. Wir suchen das gemeinsame Zeugnis zu Christus möglichst gemeinsam abzulegen. Das soll nicht zu einer Verwässerung der eigenen Position führen. Ziel ist die Einheit in der versöhnten Verschiedenheit. Mit der angestrebten Zusammenarbeit wird die Glaubwürdigkeit aller Konfessionen gestärkt.

Wo die Initiative von der Basis ausgeht, ist die Frage der Ökumene kein Problem. Positive Erfahrungen liegen vor: ökumenische Gottesdienste, Friedensgebete, Elternkurse für religiöse Erziehung, Frauentreffen und Seniorenferien beweisen, dass vieles zusammen unternommen werden kann. Ein besonders hoffnungsvoller Ansatz zeigt sich in der eucharistischen Gastfreundschaft und in den ökumenischen Kirchentagen.

An gemeinsamen Arbeitsfeldern fehlt es nicht: Religionsunterricht, Diakonie, Erwachsenenbildung, ethische Fragestellungen, Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, Entwicklungshilfe und offene Jugendarbeit vor Ort sind Bereiche, in denen viele Aufgaben in enger Zusammenarbeit erfüllt werden können.

Auch wenn die grossen ökumenischen Aufbrüche der 70er Jahre verblasst sind, haben wir auf Gemeindeebene noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um als Kirchgemeinde die gegenseitigen Kontakte zu intensivieren.


Der Ozean verbindet

Christliches Handeln reicht über die Ortsgemeinde hinaus und ist geprägt durch weltweite Solidarität in partnerschaftlicher Gesinnung.

Als Christen handeln wir zuerst da, wo wir leben. Die Hoffnung aber, die uns trägt und bewegt, gilt allen Völkern. Deshalb reicht unser Handeln noch weiter; die Sorge um die Menschen am Wohnort wächst sich aus zur landes- und weltweiten Solidarität.

Unsere Verbundenheit mit weniger Begünstigten nehmen wir zuerst im eigenen Land wahr. Wir unterstützen diakonische Werke in der Schweiz und stehen einer Partnergemeinde bei. Mit alten und neuen Partnern wollen wir versuchen, diese Inlandhilfe weiterhin zu leisten.

Und wie steht es mit dem Ausland? Das Bild der «klassischen» Mission hat sich gewandelt. Christliche Gemeinden sind in Ländern völlig anderer Kulturen entstanden und versuchen, in ihrem Umfeld ihren Glauben zu bezeugen. Wir wollen von ihren Erfahrungen hören und lernen, um ihnen geistig und materiell zur Seite zu stehen. Nicht einseitig und, von oben herab, sondern partnerschaftlich. Sich gegenseitig aufeinander einlassen, das ist Mission und Diakonie.

Um diese Zweiwegkommunikation verstärkt zu pflegen, wird die Kirche der Zukunft persönliche Kontakte mit ihren fernen Partnern suchen. Mit ihnen zusammen wird sie konkrete Projekte erarbeiten und sie unterstützen und begleiten. Warum nicht Partnergemeinden und Partnerorganisationen wählen? Wir wissen dann genau, wem und wie wir helfen. Transparenz schafft Verbundenheit. In dieser geht es nicht nur um Geben, sondern auch um Nehmen.

Für den Aufbau dieser Beziehungen und Begegnungen zählen wir weiterhin auf die bewährten kirchlichen Werke «Mission 21», «Brot für alle» (BFA) und «Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz» (HEKS).


Alle im gleichen Boot

Gott will, dass allen Menschen geholfen wird. Nach welchen Kriterien setzen wir uns für sie ein?

Wie können wir Gott loben, ohne den Menschen zu dienen? Man hat dieses Dienen den «weltlichen Gottesdienst» oder die «Liturgie nach der Liturgie» genannt. In der Kirche heisst das alltägliche Einstehen für die andern «Diakonie».

Diakonisches Handeln nimmt im Leben unserer Kirchgemeinde einen breiten Raum ein und wird auch in der Kirche der Zukunft ein Schwergewicht bilden. Nach welchen Gesichtspunkten?

 

 

 

Wir wollen

      • den Menschen stets als ganze Persönlichkeit, in allen seinen Dimensionen, annehmen und seine Lebenssituation ganzheitlich begreifen,
      • möglichst vielen Menschen die volle Entfaltung ihrer Werte ermöglichen,
      • nicht nur persönliche Nöte lindern, sondern auch durch Beseitigung von strukturellen Ursachen Not verhindern,
      • nach dem Motto «Lieber vorbeugen als heilen» Präventivmassnahmen unterstützen, d.h. handeln, bevor Menschen abgleiten und abstürzen,
      • im Sinne der «Hilfe zur Selbsthilfe» Mitmenschen aus der Abhängigkeit in die Selbstständigkeit führen,
      • den Reichtum vielfältiger Gaben, Fähigkeiten und Erfahrungen der Gemeindeglieder neu entdecken und in Dienst nehmen,
      • die Gemeindeglieder vermehrt motivieren, ihre «Sozialzeit» wahrzunehmen und sinnvoll zu gestalten,
      • diakonisches Handeln möglichst in ökumenischer Zusammenarbeit durchführen (Jugendarbeit, Seniorenarbeit, Randgruppenarbeit),
      • am Ausbau und an der Stärkung eines Netzes von tragfähigen persönlichen Beziehungen arbeiten,
      • überall dort helfen, wo andere nicht, nicht mehr oder noch nicht helfen können oder wollen. Unser Angebot soll eine echte Alternative darstellen.

Dabei wollen wir unzeitgemässe Engagements auslaufen lassen, Projekten, welche sich aus aktueller Notwendigkeit aufdrängen, erste Priorität zuweisen und die Aufgaben möglichst an bestehende oder neu zu bildende kirchliche Gruppen delegieren – natürlich mit der entsprechenden Förderung durch die Kirchgemeinde.


Rettungsdienst – wo helfen?

Mit ihren beschränkten Mitteln versucht die Kirche, an den Schauplätzen der Not präsent zu sein.

Auf die im Titel gestellte Frage wäre es einfach zu antworten: überall, wo es nötig ist und wo nicht bereits andere Angebote bestehen. Das wäre aber nicht realistisch. Wir müssen einschränken: überall, wo es uns sinnvoll scheint und es in unseren Kräften liegt. Aber auch das ist viel! Ein Vorschlag lautet dahin, eine «Sozialbilanz» zu erstellen, d.h. im Detail aufzurechnen und der Bevölkerung einsichtig zu machen, was diakonisch getan wird. Heute schon zählen wir bei uns nicht weniger als 50 Einsatzgebiete! Hinzu kommen zahlreiche Projekte, deren wichtigste wir später verstellen wollen.

Der «weltliche Gottesdienst» unserer Kirchgemeinde, wie wir ihn genannt haben, besteht aus mannigfachen Einsätzen: Kranke, Alleinstehende und Menschen im dritten Lebensabschnitt werden begleitet, Kinder betreut, Jugendliche gefördert. Familien erleben Ferienwochen, Erwerbslose erhalten Unterstützung, Sucht erfordert Gegenmassnahmen, «fremde» Länder bekommen Hilfe für ihre Entwicklung. Im Spital, in den Heimen, in den Häusern, bei den Neuzuzügern erfolgen Besuche, die der Vereinsamung wehren und – wer weiss? – zur Neugestaltung des Lebens motivieren. Behinderte werden transportiert, finanziell Schwächere, die in der Ausbildung stehen, im Sinne der Chancengleichheit unterstützt. Das Spendgut ermöglicht unbürokratische Soforthilfe; Budgetanalysen und Schuldensanierungen werden vermittelt.


Mitmenschlich unterwegs

Der Wandel der Zeit erfordert neue Wege des diakonischen Handelns; künftige Schritte bedürfen sorgfältiger Planung.

«Weltlicher Gottesdienst» ist so wichtig, dass er nicht dem Zufall überlassen werden kann. So sehen denn auch die Verantwortlichen eine Fülle von neuen Schritten vor, von denen wir hier die wichtigsten erwähnen. Geplant sind u.a.

 

 

 

      • offene kirchliche Jugendarbeit (erlebnisorientierte Lager, Wochenenden, Theater, Internet usf.) als Angebot mit zeitlich befristeten Projekten,
      • Treffs für Betroffenengruppen (Singles, Geschiedene, Verwitwete, Alleinerziehende, psychisch Randständige, Betreuende von betagten Eltern),
      • «Senioren helfen Senioren»: junge Senioren engagieren sich für ältere Senioren,
      • «Nachbarn helfen Nachbarn»: Kontakte fördern, die zu Hilfeleistungen führen,
      • Besuchsdienste, welche, geschult und beraten, in Heimen, Spitälern und zu Hause die Begleitung von Chronischkranken, Schwerkranken und Psychischkranken und ihren Angehörigen übernehmen,
      • Gefängnisseelsorge,
      • verstärkte Tätigkeit im Bereich der Hausbesuche (Kontakt, Begleitung, Seelsorge) und entsprechende intensive Schulung,
      • neue Wege in der Familienarbeit,
      • Sing- und Instrumentallager für Jugendliche mit dem Kantor,
        Missionslager für Jugendliche in anderen Ländern, um Ökumene weltweit zu erfahren,
      • ökumenische Arbeitsgruppe mit den katholischen Pfarreien für die Entwicklungszusammenarbeit («Brot für alle» und Fastenopfer),
      • projektbezogene Hilfe im In- und Ausland in echter Partnerschaft,
      • neues, offenes Spendengutreglement,
      • «Götti-System» für Randständige (Betreuung einzelner Menschen im Patensystem).

 


Passagier und Matrose zugleich

Wer auf dem Schiff «Gemeinde» mitfährt, legt Hand an, freiwillig und kompetent, dank entsprechender Ausbildung und Anleitung.

Wer soll das alles tun? Unser professionelles Team aus Pfarrerschaft, Diakonat, Religionsunterricht, Kirchenmusik, Hausverwaltung und Sekretariat leistet eine grosse Arbeit. Genügen diese Kräfte? Die Kirchenvorsteherschaft wird laufend prüfen, wie die Organisation der Gemeinde den Bedürfnissen anzupassen ist.

Schon jetzt aber zeigt sich, dass wir alle gerufen und gefordert sind: Die Kirche der Zukunft wird die Kirche der vielen Freiwilligen sein. Alle dürfen und sollen mitmachen. Vielfältig und zahlreich sind unter uns die Begabungen. Es geht darum, sie zu entdecken, zu sammeln, zu fördern und in den Dienst der Gemeinschaft und des Gemeinwesens zu stellen.

Dazu sind die professionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da. Ihnen obliegt es, die diakonische Kompetenz aller freiwillig Mitarbeitenden zu steigern. Sie geben nicht nur nützliche Tipps zum Helfen. Sie leiten zum Gebet an, führen in die christliche Meditation ein, vermitteln theologische Bildung und schulen die Persönlichkeit. Sie stehen bei, wenn es darum geht, im Glauben zu reifen und im Leben zu bestehen; denn recht verstanden ist helfendes Handeln auch heilendes Handeln, und dazu gehört das spirituelle Wachstum.


Liebe Leserin, lieber Leser

Wir haben Ihnen geschildert, was uns die Kirche bedeutet und wie wir sie uns in der Zukunft vorstellen. Die Kirche lebt aus Jesus Christus, wir «machen» sie nicht. Sie zu gestalten aber ist unsere Aufgabe, damit sie im Vertrauen auf seine Gegenwart und Treue unterwegs immer

mehr zu einer Gemeinschaft werde, die

 

      • auf Gott hört und das Leben feiert,
      • alle Generationen miteinander verbindet,
      • Geborgenheit vermittelt,
      • Grenzen überschreitet,
      • Menschen auf den lebendigen Christus verweist,
      • vor der Not nicht resigniert und
      • sich für das Gemeinwohl einsetzt.

Gemeinsam sind wir eine Kirche mit Zukunft!

Exemplare der Broschüre können bezogen werden bei:
Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Rapperswil-Jona,
Zürcherstrasse 14, 8640 Rapperswil
Tel. 055 220 52 40, Fax 055 220 52 41

Kirche der Zukunft – Kirche mit Zukunft: Das Leitbild der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Rapperswil-Jona entstand als Ergebnis des Prozesses «Kirche 2000» in Arbeitsgruppen und in der Kirchenvorsteherschaft.