«Singt Gott, von der Gnade erfüllt, in euren Herzen Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder».
Kolosserbrief 3, 16
Diese Aufforderung des Apostels Paulus an die Kolosser scheint der meist zitierte biblische Satz, wenn es um die Vision und den Auftrag der heutigen Kirchenmusik geht.
Angesichts gegenwärtiger Analysen rund um die Kirche(n) und die Kirchenmusik stellt man fest, wie die Rolle der Mitwirkung der Menschen, im pragmatischen Sinn, so wichtig und unverzichtbar ist.
Der Organist «sitzt» meist allein oben auf der Empore, unbeobachtet und geniesst seinen Dienst als Hauptakteur zwischen Gemeinde und Liedstrophen. Man beglückt sich zwischen Bach & Franck, Mendelssohn und Reger und trotz aller Komplimente bleibt der Organist fast immer allein auf der Orgelbank! Was geschieht aber mit dem Thema Chöre? Hier brauchen wir den «vollen Einsatz» von engagierten und motivierten Sängerinnen und Sänger. Also es geht um die Gemeinschaft! Wie sieht es ganz konkret bei uns mit der Landschaft der Chöre in unserer Kirchgemeinde aus? Wir haben derzeit mehrere Gruppen, u. a. eine Kantorei, ein Vokalensemble, ein Seniorenchor, ein Gospelchor. Als Chorleiter von drei der obengenannten Gruppen muss ich feststellen, dass die demographische Struktur bzw. Entwicklung, vor allem in der traditionsreichen Kantorei Rapperswil-Jona, massiv zunimmt. Ein paar Beobachtungsfragen: Wollen sich Menschen heute nicht so häufig verpflichten? Das Singen ist vielleicht nicht besonders attraktiv? Ist die Auswahlliteratur zu anspruchsvoll? Oder sogar zu einfach? Kommt das Musizieren im Gottesdienst nicht in Frage? Eine realistische oder ausführliche Antwort habe ich nicht, aber was ich als «Musiker» dieser Kirchgemeinde weitergeben möchte, ist die Freude, die Motivation, das Interesse des Singens in jedem Einzelnen erwecken zu können! An dieser Stelle kommt mir der Text eines alten schwedischen Volksliedes in den Sinn: «Wer kann segeln ohne Wind, rudern ohne Ruder?». Wie können wir «morgen» eine nachhaltige Chorarbeit sichern ohne die Menschen, die wir dazu benötigen? Ein Aufruf: Probieren Sie zu uns zu kommen, um mit uns gemeinsam zu singen! Wir brauchen «Sie» um die Chorarbeit weitergestalten zu dürfen!
Text: Davide De Zotti | Foto: AdobeStock