Am Kirchenbezirkstag Toggenburg der reformierten Kantonalkirche St. Gallen im Evangelischen Zentrum Jona stand unter dem Zeichen des St. Galler 500-Jahrjubiläums zur Reformation. In Referaten und Workshops wurde ein Blick auf die verschiedenen Arbeitsgebiete und Zukunft der reformierten Kirche geworfen.
Eingeladen waren alle Synodalen, Kirchenvorsteherschaften, Pfarrpersonen und Mitarbeitenden der reformierten Kirchgemeinden. Rund 60 Personen aus dem Toggenburg und See-Gaster fanden sich zu dieser spannenden Tagung ein.
Die Reformation und reformierte Kirche aus heutiger Sicht
Auftakt bildete ein Anspiel, in dem die Thesen von Luther und Zwingli und deren Umsetzung in der heutigen Zeit zur Sprache kamen. Vertreter aus Pfarramt, Diakonie, Seelsorge und Spiritualität kamen zu Wort. Pfarrer Daniel Schmid Holz, Beauftragter Erwachsenenbildung, als Luther und Zwingli verkleidet, prüfte im Gespräch anhand der Bibel deren Glauben, Entschiedenheit sowie deren Umsetzung und Verkündigung des «Wort Gottes». Ein Mann aus dem Volk kommentierte die jeweiligen Ausführungen und brachte die Zuhörer zum Schmunzeln.
Einen historischen Rückblick auf die Zeit der Reformation in St. Gallen vermittelte Referentin Dr. Rezia Krauer, Leiterin der Vadianischen Sammlung der Ortsbürgergemeinde in St. Gallen. Dabei ging es hauptsächlich um Macht und Unabhängigkeit der Stadt St. Gallen und die Trennung von der fürstlichen Abtei. Die Vadianische Sammlung ist mit einer eigenen Abteilung in der Kantonsbibliothek St. Gallen vertreten und beinhaltet den handschriftlichen Nachlass des St.Galler Humanisten, Reformators, Bürgermeisters und Chronisten Joachim von Watt, genannt Vadian.
Mit der Studie «Einen Blick auf die heutige Kirche und Thesen zum reformatorischen Handlungsbedarf» zeichnete Referent
Dr. Dr. Urs Winter, wissenschaftlicher Projektleiter des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts St. Gallen und Autor der Studie, ein aktuelles Bild der Landeskirchen in der Schweiz. In einer dreijährigen Studie wurde eine Meinungsumfrage mit 360 Studierenden der Pädagogischen Hochschulen sowie mit 949 Politikerinnen und Politikern zum Ruf und Ansehen der reformierten Kirche in der Schweiz im Vergleich mit der katholischen Kirche erstellt und der daraus ersichtliche Handlungsbedarf aufgezeigt. (http://www.zh.kath.ch/news/news-archiv/studie-des-spi-st-gallen-zum-ansehen-der-kirchen). Die Auswertungen zeigten gemäss Dr. Winter folgendes: Der Ruf der Kirchen insgesamt hat starke Auswirkungen auf die Einstellung der Befragten zum Verhältnis von Kirche und Staat, auf die Attraktivität der kirchlichen Engagements sowie auf die Wahrscheinlichkeit eines Kirchenaustritts. «Je schlechter es um die Reputation der Kirche steht, desto eher befürworten die Befragten eine Trennung von Kirche und Staat. Zudem scheint es vielen weniger attraktiv, sich in der Kirche freiwillig oder professionell zu engagieren.», so Winter. Gemäss Studie wird der reformierten Kirche allgemein ein Mangel an Profil vorgehalten. Dr. Winter betont, die Kirche müsse Visionen und konkrete Ziele entwerfen, Schwerpunkte setzten, auf Nachhaltigkeit und Wirkung achten, eine Feedback-Kultur entwickeln und ihre Ziele regelmässig überprüfen. Glaubwürdigkeit und Authentizität seien von entscheidender Bedeutung.
Workshops zu aktuellen Fragen
in fünf Workshops gingen die Teilnehmenden auf verschiedene Wirkungsbereiche der Kirche ein. So wurde der Frage nachgegangen «Welche politische Stimme und Gestaltungskraft hat die Kirche?» Es wurde als konkrete Beispiele das Solidaritätsnetz Ostschweiz und die "Arche" in Eschenbach vorgestellt. Gastfreundschaft, Spiritualität, Biblische Kirche und die Kirche als Dienstleisterin waren weitere Themenkreise, die zu intensivem Austausch führten. Schlussendlich wurden Ideen zum Reformations-Jubiläum gesucht und zusammengetragen. Es ist zu hoffen, dass die einen oder anderen interessanten Vorschläge und Anregungen in naher Zukunft umgesetzt werden.
Bericht und Foto: Antoinette Lüchinger
Am Kirchenbezirkstag Toggenburg der reformierten Kantonalkirche St. Gallen im Evangelischen Zentrum Jona stand unter dem Zeichen des St. Galler 500-Jahrjubiläums zur Reformation. In Referaten und Workshops wurde ein Blick auf die verschiedenen Arbeitsgebiete und Zukunft der reformierten Kirche geworfen.