Text und Foto: Cyril Schmitt-Martínez
«Und nun geht und sucht Euren Konfspruch aus!» So ertönte die Stimme meines Konfpfarrers zur Konfvorbereitung. Ich nehme an, er gab uns sicherlich auch Hilfestellungen zur Suche – ich entschied mich für einen anderen Weg.
Ich nahm die Bibel in die Hand, sandte ein Stossgebet gen Himmel und dann blätterte ich sie von Anfang an durch. Ohne zu schauen, hielt ich irgendwann inne und liess meinen Finger über genau diese Seite gleiten. Als ich ihn absetzte, fing ich an zu lesen:
«Der Herr ist gütig gegen die, die auf ihn hoffen, eine Zuflucht am Tage der Not; er kennt, die bei ihm sich bergen.»
Nahum 1,7
Ein schöner, mutmachender Vers!
Doch die Lektüre der umliegenden Verse liess mich sogleich zweifeln an dessen Richtigkeit. Da wird Gott als ein eifernder, zorniger und rächender Gott beschrieben, der niemanden ungestraft davon kommen lässt. Nein, so konnte und wollte ich mir Gott nicht vorstellen! Und nein, wir wurden nicht auf Anhieb Freunde, mein Konfvers und ich – wieso konnte ich nicht einfach etwas Schönes und Nettes bekommen? Was ist das für ein Gott, der mein Gebet auf diese Art und Weise beantwortete? Und das mit 15 Jahren…
Anfangs verstand ich nicht wirklich, was dieser Vers meinte, erst mit der Zeit wurde mir Gottes Zuspruch in ihm zu einem geschenkten Schatz – trotz oder gerade wegen der umliegenden Verse. Doch dafür brauchte es ein immer wieder neues Schauen auf den Vers und seinen Kontext. Doch seit diesem Tag begleitet mich mein Konfvers durchs Leben und gibt mir gerade auch an den Tagen Kraft, an denen meine eigene schwindet oder durch innere und äussere Umstände geschwächt wird. Er lässt mich zweifeln, ohne den Glauben an Gott und die Menschheit zu verlieren, was für ein Glück!