«Was macht ein Diakon?»

Mit dieser Frage werde ich nicht selten konfrontiert. Und meist stehen dahinter weitere Fragen wie: «Was ist denn Diakonie? Oder woher kommt sie?»
Eine Grundlage entnehme ich aus den Klagen, in den Psalmen des Alten Testaments. Sie steht auf dem Hintergrund der Gewissheit, dass der Gott Israels ein Gott ist, der sich für die sozial Schwachen engagiert. Gottes Gott-Sein» wird als das «Mit-Sein in Solidarität» verstanden. (K. Müller, 1999).
Im Neuen Testament wählte die Gemeindeleitung sieben Armenpfleger für den «Dienst bei Tischen». Diese Diakone organisierten die tägliche Grundversorgung der Witwen. Der bekannteste unter ihnen hiess Stephanus.

Diakon im Alltag
Meinen Arbeitstag beginne ich mit einer kurzen Bibellese und mit dem «Unser Vater Gebet». Der sorgende Gott soll mich in den Tag begleiten. Danach bearbeite ich die E-Mails. Soeben ist eine Mail-Anfrage für den Bezug einer «Ess-Box» eingetroffen. Ich nehme den Kontakt auf und organisiere die Lebensmittelübergabe. Die «Ess-Box» ist das Diakonieprojekt unserer Kirchgemeinde, für die von Armut betroffenen Mitmenschen, in Rapperswil-Jona.
Das Telefon klingelt: «Darf ich sie stören?» «Ja natürlich.» Ich verstehe meine Arbeit immer als Dienst am Mitmenschen. Sie haben immer den Vorrang.
Herr M. klopft an meine Bürotür: «Herr Hermann, geben sie mir einen Essengutschein»? Der Mann ist Passant, auf Durchreise mit seinem Velo.
Nun verfasse ich für eine alleinerziehende Mutter ein Unterstützungsgesuch an eine soziale Stiftung. Ihr geringes Einkommen reicht nicht, um ihrem wachsenden Kind neue und passende Winterkleider und Schuhe kaufen zu können.
Um 14 Uhr treffen wir uns zur ökumenischen Koordinationssitzung für die Planung der Senior*innen-Anlässe. Am späteren Nachmittag beginne ich mit der Vorbereitung des Balm-Gottesdienstes am kommenden Freitagabend… ■

Text: Jürg Andrin Hermann | Foto: Arzu Cokluk