«Bisch du gimpft?» Das ist momentan eine der ersten Fragen, die wir uns gegenseitig stellen. Noch bevor wir uns nach dem eigentlichen Befinden erkundigen.
Und wie viele wahrscheinlich schon feststellen mussten: Es ist eine heikle Frage. Denn bei der Impffrage scheiden sich die Geister. Und er ist spürbar, dieser wachsende Unfriede in unserer Gesellschaft. Streit deswegen in der Familie oder mit guten Bekannten ist keine Seltenheit.
Die Welle der Solidarität, die letztes Jahr grossgeschrieben wurde, scheint wie weggewischt. Ein Graben tut sich auf zwischen Geimpften und Impfgegnern.
In diese Situation hinein, scheint mir der Aufruf des Paulus an die Epheser passend:
«Ertragt einander in Liebe, bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens!»
Epheserbrief 4,2–3
Keine Gemeinschaft, keine Gesellschaft ist perfekt. Das war bereits zu Zeiten der Urchristen so. Probleme und Uneinigkeiten sind vorprogrammiert, besonders in Krisenzeiten, wie wir sie gerade erleben. Und das lässt sich auch nicht wegdiskutieren.
Was sich aber diskutieren lässt, ist die Frage, wie wir damit umgehen wollen. Schlagen wir uns lieber die Köpfe ein oder gehen uns aus dem Weg, brechen im schlimmsten Fall sogar den Kontakt ab? Oder versuchen wir irgendwie miteinander auszukommen, trotz aller Differenzen?
Und hier mag die Bibel einmal mehr wegweisend für uns sein: «Ertragt einander in Liebe!» Eine Aufgabe, der wir uns immer wieder neu stellen müssen. Es ist eine Herausforderung: Das liebevolle Ertragen und Dulden von verschiedenen Meinungen. Jeden Tag aufs Neue. Und wir mögen auch mal daran scheitern. Es kann uns aber gelingen, wenn wir uns darin einig sind, dass wir Frieden miteinander halten wollen. Und wenn das auch nur heisst, dass wir dem Frieden zuliebe gewisse Themen nicht ansprechen.
So lasst uns darum bemüht sein, untereinander Frieden zu halten und uns in geduldiger Liebe
zu üben.
Text: Belinda Dietziker | Foto: Adobe Stock