Vertrau mir!

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Vertrau mir! Unser Sohn steht auf einem Mauervorsprung und schaut mutig und ängstlich zugleich auf den Abgrund vor ihm. Er nimmt all seinen Mut zusammen und springt in meine offenen Arme. Ein Lächeln auf seinem Gesicht zeigt mir, dass sein Vertrauen gewachsen ist. Wann haben sie das letzte Mal jemandem so vertraut? Ich behaupte, vor gar nicht allzu langer Zeit. Unser Alltag ist geprägt von gegenseitigem Vertrauen. Was, wenn der Buschauffeur übermüdet wäre, seinen Bus nicht im Griff hätte? Was, wenn die Ärztin die falsche Entscheidung träfe? Was, wenn der Autofahrer die Verkehrsregeln nicht einhalten, bei Rot losfahren würde? Niklas Luhmann, ein deutscher Soziologe, meinte sinngemäss: «Vertrauen ist die Reduktion der Komplexität.» Ohne Vertrauen
könnten wir unseren Alltag gar nicht bewältigen.
Vertrau mir! Davon kann auch Petrus ein Lied singen.

«Als die Jünger Jesus auf dem See gehen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Sogleich aber redete Jesus mit ihnen: Seid getrost, ich bin es. Fürchtet euch nicht! Petrus aber entgegnete ihm: Herr, wenn du es bist, so heisse mich über das Wasser zu dir kommen! Er sprach: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot, und er konnte auf dem Wasser gehen  und ging auf Jesus zu.»
Matthäus 14,26–29

Petrus glaubt Jesus aufs Wort, er vertraut ihm. Da geschieht das Wunder. Er kann übers Wasser gehen! Für einen Moment scheint alles ganz einfach. Sein Fokus, sein Vertrauen auf Jesus schafft, was alles Wissen der Welt nicht schaffen kann – eine vertrauensvolle Beziehung! Doch der Blick auf die starken Winde lässt Petrus zweifeln und damit droht das Untergehen. Vertrau mir! Was, wenn Jesus uns heute ruft, übers Wasser zu gehen – auf sein Wort hin unser Leben und Gehen auf ihn auszurichten? Zu glauben und vertrauen, dass er mich im Leben und Sterben trägt?
Vertrau mir – das wünsche ich uns, jeden Tag neu! ■

Text: Pfarrer Cyril Schmitt-Martínez