Was wäre, wenn Jesus heute in Rapperswil-Jona geboren würde?

Die diesjährige Gemeindeweihnachtsfeier der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde wurde durch ein fröhliches Musical, das sechzig Kinder, Jugendliche und Erwachsene zusammen erarbeitet hatten, bereichert.

Was wäre, wenn Jesus nicht vor 2018 Jahren in einem Stall in Bethlehem, sondern im Jahr 2018 in einer Garage in Rapperswil-Jona geboren worden wäre? Wenn der Engel nicht den Hirten auf dem Feld, sondern einigen Obdachlosen erschienen wäre, um ihnen davon zu berichten? Wenn nicht drei Könige aus dem Morgenland dem Stern am Himmel, sondern vier Diplomaten aus allen Weltgegenden einer mathematischen Formel aus dem Internet gefolgt wären, um den neugeborenen Retter – in eine «Grilltonne» gebettet – zu sehen? Wenn nicht Kaiser Augustus die Menschen angehalten hätte, sich registrieren zu lassen, sondern der Präsident des Nordens befohlen hätte, alle Leute müssten ihre biometrischen Daten in ihrem Heimatort aufnehmen lassen, was zu einem fürchterlichen Verkehrschaos führte?

Alles geschehen im evangelischen Kirchenzentrum Jona am 21. Dezember anlässlich der Gemeindeweihnachtsfeier, in deren Mittelpunkt das von Diakon Matthias Bertschi und Christos Papadopoulos verfasste Musical «En König für alli» gestanden hatte. 44 Kinder und Jugendliche erfreuten die feiernden Gemeindemitglieder mit ihrem höchst vergnüglichen Theaterspiel und den fröhlichen Liedern von Andrew Bond, Markus Hottinger, ADONIA und des Trio Eugster. «Es Freudefescht, drum freued eu! Jetz wird doch alles guet. Mir gsänd, dass Gott i euser Ziit es grosses Wunder tuet», sang der Chor aus voller Kehle. Dass dieses Wunder tatsächlich in der heutigen Zeit passierte, «bewies» die Aufzeichnung der Tagesschau, in der Stadtpräsident Martin Stöckling persönlich die Bevölkerung zur Menschlichkeit anhielt: «Öffnen Sie Ihre Häuser. Die Situation ist tatsächlich dramatisch. Wir haben im Sinne einer Notmassnahme sämtliche Turnhallen, Schulhäuser und Zivilschutzunterkünfte zur Verfügung gestellt.» Und eine Durchreisende schimpfte, sie hätten die vergangene Nacht unter einer Brücke verbringen müssen.

Nicht nur die Tagesschau, sondern auch viele witzige Dialoge im Musical brachten die 120 Anwesenden immer wieder zum Lachen: «Was meined ihr: Verfälscht z’vill Alkohol d’Wert vo de biometrische Erfassig für d’Stürliste?», fragten sich die Arbeiter, die im Restaurant mitten in eine tiefschürfende Diskussion über Gott und die Welt – «Es git kein Gott und mir bruched au keine» –platzten, während gleich nebenan in der Garage schon wenig später Jesus geboren werden sollte.

Beeindruckend, was die Kinder und die Band in nur sieben Proben auf die Beine gestellt hatten. Ebenso erstaunlich die Leistung des Teams, das sogar extra eine Übungs-CD aufgenommen hatte, damit die Kinder die Texte und Lieder zuhause auswendig lernen konnten. «Es war ein Riesenspass, die Dialoge mit verstellten Stimmen nachzusprechen», meinte Bertschi schmunzelnd dazu.

Die Gäste im Kirchenzentrum, auf die nach dem Musical der Hauptgang eines feinen Essens, serviert von der Kirchenvorsteherschaft, wartete, waren begeistert. Und die Kinder freuten sich über den rauschenden Applaus – und auf den bevorstehenden 4. Adventsgottesdienst, wo sie ihr Werk noch ein zweites Mal aufführen werden.

Text: Johanna Krapf
Fotos: Stefan Braun