Am vergangenen Karfreitag erlebten die Zuhörer des diesjährigen Passionskonzertes in der evangelisch-reformierten Kirche Rapperswil ein selten aufgeführtes Werk über den Leidensweg Jesu.
Das von Jan Dismas Zelenka (1679–1745) im Jahr 1723 komponierte anspruchsvolle Werk «Responsoria pro hebdomada Sancta» bildete den Rahmen des Konzerts. Der Begriff «Responsorium» taucht erstmals im 4. Jahrhundert auf als Bezeichnung des Kehrverses, mit dem das Volk auf den Psalmvers des Vorsängers antwortete. Er bezeichnet in der klösterlichen Tradition später einen ganzen Gesang, der in den verschiedenen Tagzeitengebeten unmittelbar nach den biblischen Lesungen gesungen wird.
Musikalisch besteht das Besondere an Zelenkas Responsorien in ihrer ausserordentlich expressiven Tonsprache, welche das erzählte Passionsgeschehen durch besondere Harmonien und charakteristische Themen und Motive «dramatisch» darstellt. Der Zuhörer beschreitet und durchleidet mit Hilfe von biblischen und nichtbiblischen Worten den Leidensweg Jesu mit seinen verschiedenen Stationen und Situationen quasi selbst. Dieser ergreifende und von tiefem Ernst beseelte Charakter der Musik ist es, welcher Zelenkas Responsorienzyklus, verglichen mit den übrigen Responsorien-Kompositionen der Barockzeit, einzigartig macht. Durch die Klänge der «Responsorien» wird es für die Zuhörer möglich, das Geschehen von Gründonnerstag über die Kreuzigung am Karfreitag bis hin zur Grabesruhe am Karsamstag nachzuvollziehen.
Neben der «Responsoria» wurden auch Werke für Gambenconsort von Marc Antoine Charpentier (1643–1704) und Henry Purcell (1659–1695) auf historischen Instrumenten mit ihrer eigenen ursprünglichen Klangfarbe aufgeführt. Unter der klaren und souveränen Leitung von Davide De Zotti haben das junge Vokalensemble Sangis mit Fabienne Salzmann, Gertrud Lindner, Helga Rietz, Deborah Kyburz, Matthias Jüttner, Ralf Goller, Robert Scheiber und Sales Hollinger, das Gambenconsort und Violone mit Brian Franklin, Thomas Goetschel, Leonoardo Bortolotto, Soma Salat-Zacharias und Moritz Balzer sowie drei Barockposaunen mit Ulrich Eichenberger, Christian Braun und Christian Brühwiler das Passionskonzert musikalisch auf höchstem Niveau gestaltet. Das Zusammenspiel von Stimmen und Instrumenten wurde zu einem seltenen Klangerlebnis. Tief berührte Zuhörer spendeten einen langanhaltenden Applaus.
Bericht: Beatrix Bock | Foto: Walter Meli
Am vergangenen Karfreitag erlebten die Zuhörer des diesjährigen Passionskonzertes in der evangelisch-reformierten Kirche Rapperswil ein selten aufgeführtes Werk über den Leidensweg Jesu.