Christoph Sigrist ist Botschafter des Zürcher Reformationsjubiläums und predigt am Grossmünster, der Wirkstätte des Reformators Huldrych Zwingli. Er ist überzeugt: Zwingli ist auch 500 Jahre nach der Reformation hochaktuell.
Pfarrer Christoph Sigrist ist unterwegs zu allen Wirkstätten Zwinglis und Jubiläumsanlässen «500 Jahre Reformation». So kam er auch auf Einladung der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde nach Rapperswil, wo Huldrych Zwingli seine erste Predigt hielt. Am 60+ Anlass hatten die rund 60 Besucherinnen und Besucher Gelegenheit, sich über Zwingli, sein Leben und Wirken näher zu informieren. Worum ging es ihm? Was wollte er bewirken – beispielsweise mit dem berühmt-berüchtigten «Wurstessen» mitten in der Fastenzeit 1522? Zwingli wurde vor Gericht verhört und verfasste seine erste reformatorische Schrift mit dem Titel: «Von Erkiesen und Freiheit der Speisen». Laut Zwingli war das Fastengebot eine rein menschliche, kirchliche Satzung (reformiert-info.de). Er liess seine Schrift durch Buchdrucker Christoph Froschauer veröffentlichen. Sie hatte Signalwirkung. «Zwingli hatte den Mut alte Zöpfe abzuschneiden», so Pfarrer Sigrist. Das sei auch heute noch dran.
Alte Zöpfe abschneiden
Zwingli rechnete mit alten und korrupten Traditionen und Ordnungen der Kirche ab. Das Zölibat verwarf er demonstrativ und heiratete 1524 als Leutpriester Anna Reinhart, die Tochter des «Rössli»-Wirts kurz vor Geburt ihres ersten Kindes. Nachdem die Gerüchteküche brodelte, so Pfarrer Sigrist. Mit dem Stadtrat zusammen erarbeitete Zwingli ein neues Ehegesetz. Es verbot Zwangsheirat, erlaubte die Scheidung und setzte sogenannte «Sittenwächter» ein. Ehen wurde neu staatlich geschlossen und genehmigt, was früher ein heiliges Sakrament und Privileg der Kirche war. In der Folge wurden Klöster aufgehoben, Nonnen heirateten und Sittenwächter trieben ihr Unwesen. Mit der Almosenordnung und Bildungsprogramm bewirkte Zwingli sozialpolitische Verbesserungen für die damalige Gesellschaft. Noch heute werde dieses Programm laut Sigrist in der Entwicklungshilfe angewendet.
Brennpunkte in der heutigen Zeit
Heute gebe es viele Parallelwelten in Zürich. Ganze Quartiere verändern sich aufgrund baulicher Massahmen in ihren sozialen Strukturen. Das seien neue Herausforderungen auch für die Kirchen. 34 Kirchgemeinden in Zürich sollen zu einer fusionieren. Die Existenzsicherung durch Arbeit sei immer mehr in Frage gestellt und im Gesundheitswesen bilde sich ein Zweiklassensystem heraus. Der christliche Anteil an Schülern in den Schulklassen sinke stetig. Die Gesellschaft sei in Transformation.
Ein Schattenwurf Zwinglis: Die Kirche sei gefordert, dazu nicht zu schweigen.
Der interessante Vortrag rief noch nach weiteren Fragen und Antworten. Bei den Besuchern kam die Botschaft offensichtlich an und Pfarrer Sigrist wurde mit grossem Applaus verabschiedet.
Bericht: Antoinette Lüchinger
Christoph Sigrist ist Botschafter des Zürcher Reformationsjubiläums und predigt am Grossmünster, der Wirkstätte des Reformators Huldrych Zwingli. Er ist überzeugt: Zwingli ist auch 500 Jahre nach der Reformation hochaktuell.